Von Thorsten Stötzer
AARBERGEN – Lange Zeit galt die Jugend- und Seniorensportgemeinschaft (JSG) Aarbergen als ein Erfolgsmodell. Basierend auf der Kooperation in den Nachwuchsklassen, schlossen sich 2012 auch die Männer-Teams fast aller Fußballvereine in der Gemeinde zusammen und stiegen bis in die Kreisoberliga auf. Doch dann hagelte es Rücktritte im Vorstand. In Versammlungen am Freitag, 10. März, wird sich entscheiden, ob Vereine aus der JSG austreten werden.
Streitpunkte müssten getrennt werden
Befeuert wurden die Querelen jüngst durch den Beschluss der Aarbergener Gemeindevertretung, den Bau eines Kunstrasens in Daisbach nicht finanziell zu unterstützen (wir berichteten). Als die Kritiker der Entwicklung zum Pressegespräch bitten, betont Monika Hofmann als frühere Vorsitzende der JSG jedoch, dass die Streitpunkte getrennt werden müssten; es geht also längst nicht alleine um den Kunstrasen.
Monika Hofmann kommt aus Daisbach und legt Wert darauf, bei der JSG stets auf ihre Neutralität geachtet zu haben – genau dies habe sie bei anderen vermisst. Letztlich habe sie nicht wegen der Belange des SC Daisbach aufgehört. Zurückgetreten sind auch ihr Stellvertreter Lutz Sand aus Panrod, Jugendleiter Oliver Blüher aus Daisbach, Kassierer Dietmar Ellinger und der Daisbacher Heinz-Joachim Vogel als Vorsitzender des Fördervereins „Fußball Aarbergen“.
Richard Konradi vom Daisbacher Kunstrasen-Projektteam hat in der vergangenen Wahlperiode die SPD-Fraktion in der Aarbergener Gemeindevertretung verlassen. Die Folgen und Ursachen sind also vielfältig. Lutz Sand hat etwa kein Verständnis dafür, dass den erfolgreich aufgebauten Jugend-Mannschaften die Mittel entzogen worden seien. „Ich persönlich gehe davon aus, dass die JSG ein Auslaufmodell ist“, sagt er.
Von „Intrigen“ und „Lügen“ ist die Rede. Stammvereine in der JSG hätten sich zurückgelehnt und Zusagen nicht eingehalten, lautet eine weitere Kritik. Reibungspunkte habe es oft mit dem BSC Michelbach gegeben. Daisbacher waren bis zu den Rücktritten stark vertreten in den Gremien. Ärger kam demnach ebenfalls auf wegen der Rechnungen, die für die Bewässerung des Rasenplatzes in Panrod anfielen.
Nun zog sich die Gemeinde von dem vor Ort seit 2008 vorangetriebenen Kunstrasen-Projekt zurück, auf dessen Verwirklichung der SC Daisbach für 2018 gehofft hatte – dann besteht der Verein seit 90 Jahren. Man fühle sich „an der Nase herumgeführt“, sagt Vogel und verweist darauf, dass kurz vor dem Parlamentsbeschluss die Pläne noch nicht zur Disposition gestanden hätten. Akribisch hat er den Hergang mit Schriftstücken belegt.
Keiner wolle die Bedeutung des Schulsports kleinreden, aber dass jetzt in Kettenbach ein Kleinspielfeld entstehen soll, weckt bei den Daisbachern den Verdacht auf Absprachen unter der Hand und über ihre Köpfe hinweg. Ihre Kritik richtet sich auch gegen Bürgermeister Udo Scheliga (CDU), der den Zusammenhang zwischen Kleinfeld und Sicherheit des Schulstandorts betont. Wie berichtet, verweist der Bürgermeister neben der finanziellen Situation der Gemeinde auch darauf, dass die Zahl der Mannschaften deutlich gesunken sei.
Es werde „Stimmungsmache“ betrieben, so der Vorwurf der Daisbacher. Zugleich herrsche in Sachen Daisbacher Kunstrasen eine „Jetzt-erst-recht-Stimmung“. Die gestartete Spendenoffensive soll intensiviert werden. Der SCD hofft, dass Land und Kreis ihre Zuschüsse erhöhen, erläutert Vogel. Außerdem, so eine weitere Hoffnung, könnte erneut ein Antrag an die Gemeinde gestellt werden – dann mit kleineren Zahlen –, um die Finanzierungslücke von aktuell noch 195 000 Euro zu schließen.
AAR-Bote vom 09.03.2017